Ganz früh eines Morgens

Běijīng Zhàn // 北京站
Im Rahmen einer kleinen Reise im Frühjahr hatte ich das Vergnügen, Peking im Morgengrauen zu erleben. Die Uhr am Bahnhof zeigt kurz vor halb 6. In der Früh, wie gesagt. Es wird wahrscheinlich ein einmaliges Erlebnis bleiben. Umso mehr weiß ich es zu schätzen.

Restaurant // 饭馆
Der Hauptbahnhof in Peking ist kein moderner Ort, von dort aus fahren viele Züge nicht in andere Großstädte, sondern mehr in die ländlichen Gegenden. Was sich auch sofort an den Passagieren erkennen lässt, die hier auf ihre Weiterreise warten. Ganz viele ‘Country People’ – und natürlich auch ein paar verwegene Backpacker, die auf den ungesicherten Wegen des Landes reisen möchten. Und ich. Auch die Wegführung im Bahnhof lässt erkennen, dass hier ausschließlich Reisende mit Ortskenntnissen (und solche, die sich dafür halten) verkehren. Aber wenn man nicht dort war – dann hat man was verpasst. Das Gebäude ist herrlich, herrlich alt, herrlich kurios, riesige Kronleuchter hängen von den Decken herab, in einer Ecke schaut es aus wie in einem Wiener Kaffeehaus, vor den öffentlichen Waschräumen befindet sich ein bestimmt 10 Meter langes Becken, an dem zig Menschen ihr morgendliches Ritual vollziehen. Das beobachten zu dürfen, vor allem wenn man selbst noch ein bisschen schlaftrunken ist, rechtfertigte das frühe Aufstehen allemal.
Im Gegensatz zu mir waren anscheinend alle Anderen zu so früher Stunde schon recht fit. Man spielte Karten, mitgebrachte Snacks wurden verspeist, einige Leute schauten immer wieder ungeduldig auf die Anzeigetafel, viele lachten laut. Und das alles in einem unwirklichen, gelben Licht. Das einen neuen Tag versprach, einen neuen Ort, einen neuen Anfang.